Ndolage, erste Eindrücke

Hier kommt, wie versprochen, der detaillierte Bericht unserer Reise nach Ndolage. Ali (unser Fahrer/Guide) hatte uns Fahrkarten für den Bus nach Bukoba besorgt. Dieser sollte eigentlich um 11 Uhr abfahren. Wir waren pünktlich um 10:30 Uhr an der Bushaltestelle. Diese allein war schon ziemlich chaotisch. Aber wir haben ziemlich schnell ein ruhiges Plätzchen zum warten gefunden, denn der Bus sollte "etwas" später kommen. Letztlich abgefahren sind wir dann um 14:30 Uhr. Afrikanische Pünktlichkeit. :-) Der Bus war dann ein ziemliches Abenteuer. Eigentlich haben nur noch die Hühner im Gepäcknetz gefehlt, ansonsten war alles filmreif. Der Boden mehrfach mit Metallplatten geflickt, die Schweißnähte haben entsprechend geknarrt, kleine Löcher im Boden, eine zusätzliche Säule im Eingangsbereich zur Verstärkung, am Amaturenbrett funktionierte nichts.....alles was dem deutschen TÜV die Tränen in die Augen treiben würde. Nach 7 Stunden Fahrt inkl. 1 Stunde an der Grenze sind wir schließlich aber heile und unversehrt in Bukoba/Tansania angekommen. Dort haben wir uns mit dem Taxi ins Hotel bringen lassen.
Am nächsten Tag ging es dann wiederum mit einem Taxi weiter nach Ndolage. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir mit der Erwartung an, dass trotz mehrfachem e-mail Kontakt keiner über unser Kommen Bescheid weiß. Dem war dann auch so. Eine Schwester hat uns empfangen und uns erstmal zum Finanzdirektor gebracht. Dieser war sichtlich erleichtert, als wir ihm sagten, dass wir Kontakt zu Dr. Beier haben und zum Arbeiten hier sind. Dann ging alles auch schon ziemlich schnell. Ca. eine Stunde später standen wir in unserer Unterkunft, einem ziemlich geräumigen Ein-Familien-Haus. Nachdem wir uns häuslich etwas eingerichtet hatten, haben wir uns zunächst ein wenig herumführen lassen. Dennis, der IT-Spezialist des Dorfes, führte uns etwas im Krankenhaus herum und zeigte uns auch das Internet-Cafe. Von 17 bis 20 Uhr kann man dort über eine Satelliten-Verbindung im Netz stöbern. Die Verbindung als solche ist OK, nur die Computer dort sind schon "etwas" betagter. Da ich unser Netbook allerdings auch ans Netz klemmen kann, haben wir zumindest aber nicht dieses Problem. :-)
Schließlich haben wir auch den Chefarzt, Dr. Unesmo kennengelernt. Ein sehr zuvorkommender, freundlicher Mann, der allerdings immer sehr beschäftigt ist. Dann haben wir uns mit einem der dänischen Ärzte getroffen und uns ein Bild von der Lage gemacht. Julija's Aufgabe in den nächsten vier Wochen war ziemlich schnell gefunden: Sonografie. So wie es aussieht, kann sie hier noch etwas unterstützen. Man wird sehen. Für mich war der Job auch ziemlich schnell gefunden: Computer und Netzwerke. Ich war  ziemlich erleichtert, dass ich nicht nur doof in der Ecke sitzen muss. Das Internet-Cafe benötigt etwas Unterstützung in Sachen Know How und voraussichtlich kann ich auch etwas Nachhilfe in Sachen Computer geben. Diese Info habe ich allerdings von Simone bekommen.
Simone absolviert ein freiwilliges Jahr hier in Ndolage und kommt ebenfalls aus Deutschland. Sie ist erst seit August hier, spricht aber schon fließend die Landessprache. Sehr beachtlich! Außerdem wird sie nach ihrer Zeit hier in Paderborn eine Hebammenausbildung anfangen. Sehr witzig, wie klein die Welt manchmal ist... Sie hat auch erzählt, dass es in Bukoba zwei dänische Freiwillige gibt, die computertechnisch dort unterwegs sind und evtl. auch Hilfe benötigen können. Wir werden sehen.
Viel spannender waren allerdings die Erzählungen von Hendrik (dem dänischen Doktor). Zu Hause habe ich erzählt, dass es hier keine Beatmungsmaschine gibt und die Patienten im Schichtdienst von Hand beatmet werden müssen. Das stimmt so nicht. Es gibt tatsächlich kein Beatmungsgerät, aber wenn die Patienten über einen längeren Zeitpunkt beatmet werden müssen, müssen sie sterben. Der "längere Zeitraum" wurde nicht näher spezifiert, ich glaube aber nicht, dass das länger als eine Stunde sein wird. Das ist die bittere Realität hier. Auch die Umstände, unter denen operiert wird, sind alles andere als toll. Ich habe ja keine Ahnung von modernen OP-Sälen, aber beim Blick in einen der Räume war mir ziemlich schnell klar, dass ich dort nicht liegen möchte.
Mit den neuen Erkenntnissen sind wir dann mit gemischten Gefühlen wieder nach Hause getrottet. Zum einen sind wir froh, hier zumindest einen kleinen Beitrag leisten zu können, zum anderen betrübt aber auch die Gewissheit, dass man hier allenfalls Basismedizin betreiben kann. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, was in den nächsten Wochen auf uns zukommt.