Bukoba Teil 1 - Piki Piki, Dalla Dalla & Co.

Schon vor einer Woche hatten wir mit Simone die Idee uns am Samstag einen schönen Tag in Bukoba zu machen. Jetzt musste nur noch geklärt werden, "womit" wir denn am besten und vor allem am sichersten die etwa 50 km über teils sehr buckelige Pisten mit Schlaglöchern so groß wie Gartenteiche zurücklegen.
In Deuschland ist das im Allgemeinen ein schnell lösbares Problem, da so gut wie jeder ein Auto hat. Hier ist das ganz anders:
Wenn man auf dem Land lebt und z.B. in das nächste Dorf oder die nächste Stadt zum Einkaufen fahren möchte, dann nimmt man im Allgemeinen öffentliche Verkehrsmittel wie das Dalla Dalla (Minibus) oder das Piki Piki (Moped). Fahrpläne, Haltestellen oder Ähnliches gibt es nicht. Die Piki Piki's stehen häufig einfach am Straßenrand herum. Jeder, der ein Moped und sonst keinen Job hat, montiert sich eine Art Sitzkissen hinten auf seinen Hobel und los geht's. Für einen kleinen Betrag kann man sich so von A nach B chauffieren lassen. Personenbeförderungsschein, Helmpflicht etc. sind kein Thema hier. Schwere Unfälle, in die Piki Piki's verwickelt sind, gibt es leider viele. Nicht, weil die Fahrer ihr Gefährt nicht beherrschen, sondern vielmehr weil auf sie, als das schwächste Glied im Strassenverkehr, keiner, aber auch wirklich keiner Rücksicht nimmt. Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse fließt der Verkehr nicht so ruhig wie bei uns, sondern es ist mehr ein ständiges Slalomfahren um die teils sehr tiefen "potholes". Da kann es schon mal sein, dass man um eine Kurve kommt und sich plötzlich mit Gegenverkehr auf der eigenen Fahrbahnseite konfrontiert sieht. In dem Moment möchte ich persönlich nicht auf einem Moped sitzen! Aus genau diesem Grund hupen die Piki Piki's mittlerweile vor jeder Kurve. :-)
Die Dalla Dalla's hingegen fahren ausgenommen an Wochenenden halbstündlich, meist von öffentlichen Plätzen wie zum Beispiel einem Markt. Man zahlt vorne beim Fahrer. Der Betrag ist immer der Gleiche, auch wenn man nicht die ganze Strecke mitfahren will. Wenn man erst auf halber Strecke zusteigen möchte, stellt man sich einfach an die Straße und wartet. Kommt das passende Dalla Dalla vorbei (das Fahrtziel steht meistens oben in der Frontscheibe), winkt man und es hält an. Nur sehr selten kommt es vor, dass man nicht mitgenommen wird, weil das Fahrzeug voll besetzt ist. Der Begriff "voll" scheint hier generell nicht sehr geläufig zu sein. Grundsätzlich sind diese Minibusse für 9-12 Leute ausgelegt. Simone, die des öfteren auf diese Weise unterwegs ist, hat einmal bei 30 Personen inkl. Kinder aufgehört zu zählen. Sehr kuschelig!
Wenn man also 1. groß ist, so wie wir, 2. vor hat, einen Großeinkauf zu transportieren und 3. heile und sicher ankommen möchte, dann sind diese Transportmittel vielleicht nicht die besten Alternativen, insofern man denn die Wahl hat.
Wir haben Glück! Über einige Umwege erfahre ich, dass das Krankenhaus drei Landrover besitzt und so frage ich Dr. Onesmo, ob wir uns einen davon am Samstag vielleicht mal ausborgen können. "No problem!", ist die Antwort. Nur für den Sprit müßten wir selber sorgen. Unser Wochenendausflug ist damit gesichtert. Am Samstag um 9 Uhr morgens soll es losgehen. Schnell hat sich die Nachricht über unseren Trip in die Stadt herumgesprochen und so dauert es nicht lange, bis die anfängliche Anzahl von drei Passagieren auf insgesamt acht angewachsen ist. Neben Simone, Stefan und mir sind Anneth (unsere Hausfee), ihr Bruder Denice und 3 Krankenschwestern mit von der Partie. Bei den raren Transportmöglichkeiten ist es hier ganz selbverständlich, dass man Leuten, die in die Stadt wollen einen "lift" gibt. Außerdem ist es so auch viel lustiger!
Nach Überprüfung des Ersatzrades, Wagenhebers und des Werkzeuges (bei den Straßen weiß man ja nie), geht es um halb zehn schließlich los. Ich hoffe, ich gewöhne mir die "afrikanische Pünktlichkeit" zu Hause schnell wieder ab! ;-)
Wir rumpeln los und nach anfänglicher Gewöhnungsphase an den Jeep (verdammt viel Spiel in der Lenkung) geht es gut voran und wir haben viel zu lachen. Im nächsten Dorf (Kamachumu) wird dann gleich ein Tankstop eingelegt. Es gibt zwar eine Zapfsäule, befüllt wird der Tank aber mittels Karaffen. Volltanken geht hier auch nicht. Dafür ist der Sprit, zumindest auf dem Land, zu knapp. Wir müssen uns mit 10l Diesel begnügen. Mit der Tankanzeige knapp aus dem Reservebereich heraus, geht es mit 40-80 km/h weiter. Nach 1,25 Std. erreichen wir sicher und gut gelaunt Bukoba.