Bukoba Teil 2 - Der Markt

Nachdem ein Parkplatz gefunden ist, löst sich unsere kleine "Reisegruppe" auf und jeder geht seines Weges. Simone möchte zuerst noch mit einer Krankenschwester auf die Schulabschlußfeier ihres Sohnes und so ziehen Anneth, Denice, Stefan und ich zunächst allein los Richtung Markt.
Nach 5 Minuten Fußmarsch taucht schließlich eine große Markthalle vor uns auf. Natürlich sind wieder alle Augen auf uns gerichtet. "Weiße" sind hier immernoch eine Attraktion und so werden wir mit "Karibu Mzungu!" - "Willkommen, weißer Mann/Frau!" begrüßt. Gewöhnen werden wir uns wohl nie daran, aber so ist es halt. Da wir wissen, das es freundlich gemeint ist, können wir zumindest damit umgehen. In der Markthalle selber werden nun vor allem Grundnahrungsmittel wie Reis, Kartoffeln, Mehl, Zucker und Bohnen angeboten. Stapelweise Säcke stehen neben großen Tischen mit gefüllten Körben. Gleich kommt jemand auf mich zu und will verkaufen. Hilfesuchend tippe ich Anneth auf die Schulter und bitte sie, die Einkäufe zu übernehmen. Sie sei schließlich der Chefkoch. Grinsend und anscheinend erfreut über diese Aufgabe macht sie sich gleich an die Verhandlungen. Kartoffeln, Reis und Zucker sind schnell gekauft. Auf die Frage nach Karotten, schüttelt der Händler den Kopf. Die habe er leider nicht. Lautstark fragt er in den Raum, wer Karotten hat und es dauert keine 30 Sekunden bis jemand mit einem schönen Bündel dicker Möhren um die Ecke kommt. Was ein Service! Ob das auch auf einem deutschen Markt klappt? Ich habe da so meine Zweifel. Weiter geht es Richtung Fleischabteilung. In kleinen, separaten Holzhüttchen hängen da Kuh- bzw. Ziegenhälften an Haken unter der Decke, natürlich ohne jegliche Kühlung. Obwohl es sehr warm ist, sehe ich, zumindest auf den ersten Blick, trotzdem keine Fliegenschwärme. Mit der eher rhetorischen Frage im Kopf, ob es hier wohl einen Veterinär gibt, der das Fleisch auf Trichinen untersucht, lehnen wir die zahlreichen Angebote der Händler dankend ab und gehen nach draußen. Offensichtlich in der Gemüseabteilung gelandet, fühlen wir uns gleich merklich wohler. Das Bild, was sich uns hier bietet, entspricht wohl der romantischen Vorstellung, die jeder hat, wenn er an einen afrikanischen oder auch orientalischen Markt denkt. Unzählige Holzbuden mit kleinen Verkaufstischen, an denen tonnenweise die saftigsten Früchte und knackigsten Gemüsesorten angeboten werden, die man sich nur vorstellen kann. Dazwischen türmen sich Bananenstauden und Säcke mit sonstigen Waren. Ein geschäftiges Treiben und teils lautes Geschnatter herrscht um uns herum. Ein Mann sitzt auf einem Sack, hat einen Korb auf seinem Schoß und puhlt Bohnen. Ein anderer überquert schnellen Schrittes den Platz und hat ein Huhn unter dem Arm. Gegenüber sitzt eine verschleierte Frau und näht vor ihrem Haus an einer alten Singer-Nähmaschine...
Anneth arbeitet Punkt für Punkt unseren Einkaufszettel ab. Wir laufen staunend hinterher und nehmen die Einkäufe entgegen. Nach etwa 1,5 Std. haben wir alles beisammen und verlassen schwer beladen den Markt. Für etwa 30.000 tansanische Schillinge, was umgerechnet etwa 15 Euro entspricht, haben wir 1 kg Kartoffeln, 1 kg Reis, 1 kg Zucker, 1 kg Margarine, 1 kg Tomaten, 1 kg Karotten, 0,5 kg Bohnen, 2 Ananas, 2 Avocado, 2 l Cola, 1 Toastbrot, Tea Masala für den traditionellen Chai und einige andere Gewürze erstanden. So läßt es sich leben!
Nachdem die Einkäufe im Auto verstaut sind, verläßt uns Anneth, da sie ihre Tante besuchen möchte. Stefan und ich ziehen mit Denice los Richtung Bank. Die Banken haben hier sogar am Samstag bis 12 Uhr geöffnet. Vor der Bank steht ein bewaffneter Wachmann in Uniform und läßt uns rein. Drinnen ist es schön kühl und die Menschen stehen in langen Schlangen vor den Schaltern. Wir gehen an ihnen vorbei nach hinten in den Servicebereich. Denice hat hier was zu erledigen und ich frage, warum man in ganz Bukoba mit einer Mastercard kein Geld am Automaten bekommt. Leider ist die Antwort, "Nur Visa!" Damit ist Stefan gekniffen. :-/ Zum Glück habe aber ich eine Visa-Karte und so sind wir weiter "flüssig". Draußen am Automaten steht wieder eine lange Schlange. Wir stellen uns an. Im Schneckentempo geht es voran, da heute nur ein Automat in Betrieb ist. Nur noch zwei Leute sind vor uns, da kommt der Letzte raus und sagt, das jetzt auch dieser Automat "empty" sei. Großartig! Eine halbe Stunde Warterei umsonst. Egal, dann vielleicht später oder woanders oder wenn gar nichts geht, dann eben Mittwoch, wenn ich wieder mit Jutta in der "Townclinic" bin. Hier lernt man geduldig zu sein. Es bleibt einem nichts anderes übrig.
Mittlerweile ist es Mittag vorbei und wir sind hungrig und durstig. Wir machen Pause in einem Strassenkaffee. Von dem Besitzer freundlich begrüßt setzen wir uns und stellen fest, dass wir nicht die einzigen Mzungus sind. Eine wohl dänische Familie mit drei Kindern sitzt am Nebentisch. Denice kennt sie, zwar nicht persönlich, wie es scheint, aber als "Weißer" bleibt man hier wohl grundsätzlich nicht unbekannt. Wir bestellen neben Softdrinks auch einige Kleinigkeiten zu Essen. Stefan ißt Sambusa (kleine, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen), ich bestelle Mandazi (süßliche, in Öl gebackene Küchlein, die traditionell typischerweise mit Chai - Tee gegessen werden). Es schmeckt großartig und wir beschließen, Anneth nach dem Rezept zu fragen. Gestärkt verlassen wir das Cafe.