Kilimanjaro: Tag 5 - 6
Tag 5: 32km, Kibu Hütte (4709m) - Uhuru Peak (5895m) - Horombo Hütte (3720m)
Um Punkt 23 Uhr klingelte unser Wecker. Der große Tag war endlich da. Noch etwas schlaftrunken zogen wir uns unsere wärmsten Klamotten an. Das Frühstück bestand lediglich aus Schokokeksen und Tee. So richtig Appetit hatten wir ohnehin nicht. Die Stimmung war merklich angespannt, sogar bei den Guides. Sie gaben uns letzte Tips, fragten alles mögliche ab und um Schlag Mitternacht setzte sich dann die Karavane Richtung Gipfel in Bewegung. Eingepackt in unzählige Lagen Thermowäsche und windfeste Kleidung stapften wir los. Schon nach 2 Stunden waren Stewart, Salomon, Julija und ich alleine unterwegs. Vor uns waren noch zwei US-Amerikaner (Brant und Louisa) mit ihren Guides. Die Gruppe hinter uns hatte recht zeitig abreißen lassen, obwohl wir wirklich langsam losgegangen sind. Dafür aber stetig. Selbst zum Trinken haben wir nicht angehalten, damit uns nicht kalt wurde. Es setzte sogar ein leichter Schneefall ein. Im Schein der Stirnlampen waren die kleinen Flöckchen gut zu erkennen. Recht zeitig erreichten wir die Stelle, an der Liz umdrehen musste. Julija und ich hatten zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Probleme. Alles lief nach Plan und eine gewisse Erleichterung machte sich breit. Dann, auf einmal, hatte das lockere Wandern ein Ende und wir mussten etwas klettern. Nichts wildes, aber dennoch anstrengend. Seit dem wurde mir auch etwas schwindelig vor den Augen. Ein Gefühl, als wenn man 1,5 Promille im Blut hat. Dann erreichten wir Gilmans Point. Ein äußerst unspektakuläres Erlebnis. Man klettert auf einen kleinen Felsvorsprung und hat das Schild direkt vor der Nase. Stockdunkel war es außerdem. Aber egal, wir hatten den vermeintlich anstrengendsten Teil hinter uns und es ging uns verhältnismäßig gut. Nach 3 Minuten Pause ging es dann weiter Richtung Uhuru Peak. Die letzten 200 Höhenmeter sind recht flach und führen durch die verschneite Gipfellandschaft des Kilimanjaro. Zunächst gingen wir einige Meter bergab und mein Schwindelgefühl wurde sofort merklich besser. Aber dann ging es wieder bergauf und Salomon musste mich das ein oder andere Mal unterstützen. "Alles nicht kritisch", sagte er immer wieder. Nach einer guten Stunde war es dann so weit: Wir erreichten den Uhuru Peak. Wer schonmal einen Ironman-Triathlon gefinisht hat, kann sich ungefähr vorstellen, was in einem vorgeht. Die Guides klopften uns auf die Schulter mit den Worten: "Congratulation! You made it to the top" und schlagartig hatten wir einen dicken Kloß im Hals und Tränen in den Augen. Ein großartiges Erlebnis! Das allerbeste kam dann allerdings noch: Ganz fernsehreif ging im selben Augenblick die Sonne auf. Das erleben nicht wirklich viele Menschen. Da wir mit die ersten Gipfelstürmer waren, hatten wir ausreichend Platz und Zeit für Fotos und zum Genießen. Nach 10 Minuten haben wir uns aber schon wieder auf dem Rückweg gemacht. Es wurde nicht nur kalt, sondern auch ungemütlich, da sich immer mehr Menschen da oben tummelten. Der Abstieg ging dann relativ schnell. Nach einer kurzen Pause am Gilmans Point waren wir dann um etwa 8:30 Uhr wieder bei der Kibo Hütte angelangt. Dort haben wir eine Stunde lang die Füße hochgelegt. Das Schwindelgefühl war längst Müdigkeit und Erschöpfung gewichen. Die letzte Etappe des Tages führte uns wieder zur Horombo Hütte. Der Weg dorthin zog sich wie Kaugummi, obwohl wir ziemlich schnell unterwegs waren. Aber schließlich erreichten wir auch dieses Ziel und fielen mausetot in die Betten. Am Nachmittag bekamen wir unsere neuen Zimmernachbarn, zwei Franzosen. Viel gesprochen wurde allerdings nicht, da wir die meiste Zeit geschlafen haben. Selbst die folgende Nacht haben wir komplett durchgeschlafen, eine echte Wohltat!
Tag 6: 20km, Horombo Hütte (3720m) - Marangu Gate (1840m)
Am letzten Tag war dann lockeres Wandern bis zum Gate angesagt. Die Erschöpfung vom Vortag war nicht mehr wirklich zu spüren. Wir freuten uns einfach bärig, dass wir es geschafft hatten und genossen den Abstieg. An den Mandara Hütten erhielten wir noch eine kleine Verpflegung bevor wir dann überglücklich das Gate erreichten. Dort trafen wir auch wieder auf Brant und Louisa und plauderten noch eine Weile mit den beiden, bevor uns dann ein Kleinbus wieder zum Hotel brachte und wir die erste Dusche seit 6 Tagen vollends genießen konnten.
Abschließend können wir sagen, dass wir Einiges richtig gemacht haben, um das Ziel zu erreichen. Zum einen war die Besteigung des Vulkans in Uganda eine gelungene Generalprobe um die Höhentauglichkeit zu checken (immerhin 4200m). Dann war die Zeit in Ndolage eine gute Vorbereitung (4 Wochen lang auf 2000m Höhe) und nicht zuletzt der Akklimatisierungstag auf der Horombo Hütte. Da wir zwei nicht die unsportlichsten sind, haben wir die Tour auch muskulär mehr als gut überstanden und konnten auf Muskelkater gänzlich verzichten. Lediglich die Höhe hat uns im Nachhinein etwas zu schaffen gemacht, was sich auf den Magen und die Müdigkeit auswirkte, aber auch das war dann nach einigen Tagen wieder verschwunden und auch nur halb so wild. Empfehlen können wir diesen Trip jedem der Spaß am Wandern hat und einigermaßen fit ist. Wer es ganz hart mag, kann auch gerne die Mchame Route nehmen. Der wesentlichste Unterschied ist, dass man nicht in Hütten, sondern im Zelt schläft. Auf dieses "besondere" Erlebnis konnten wir aber gut verzichten.