Neues aus Ndolage

Nach einigen Tagen haben wir uns nun schon ganz gut eingelebt hier. Wir wurden von allen wirklich sehr herzlich aufgenommen. Letzten Sonntag zum Beispiel sind wir in die Kirche gegangen, um Simone singen zu hören. Sie hat sich dem örtlichen Kirchenchor angeschlossen und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Es war wirklich gut!! Nach dem Gottesdienst haben sich dann alle draußen versammelt. Wir hatten vorher schon erfahren, dass es im Anschluss immer eine Versteigerung von Obst und Gemüse gibt und dem war dann auch so. Dabei haben Julija und ich jeweils eine Tüte Gemüse bzw. Früchte und einen selbstgeflochtenen Korb geschenkt bekommen, quasi als "Willkommensgeschenk".  Wir haben uns sehr darüber gefreut!
Derzeit sind Simone, Henrik und Jutta (zwei dänische Ärzte) unsere helfende Hand in Fragen des Alltags hier. Ohne sie wäre doch Vieles schwierig, da wir eben die Landessprache 'Kisuaheli' nicht sprechen. So klappt es aber super. Simone freut sich derzeit ganz besonders über Abwechslung bzw. andere Gesellschaft. Sie hat wohl ein kleines Tief. Kein Wunder, sie hat in Ihrer Wohnung kein fließendes Wasser, ernährt sich überwiegend nur von Kochbananen und hat seit 4 Wochen Ndolage nicht mehr verlassen. Da kann einem schon einmal die Decke auf den Kopf fallen. Aber das wird schon wieder. So sind wir jedenfalls gegenseitig froh, dass wir da sind. :-)
Julija ist den ganzen Tag im Krankenhaus unterwegs und es ist von der Arbeitszeit kein Unterschied zu Paderborn festzustellen. Der gewaltige Unterschied liegt eindeutig in den Geräten und tausend anderen Dingen. Es kann sich wirklich JEDER glücklich schätzen, wenn er in Deutschland in ein Krankenhaus kommt. Da wird nicht gefragt, ob der Patient sich das Medikament leisten kann oder nicht, es wird verabreicht. Hier ist das etwas anders. Wenn der Patient das Medikament dringend benötigt, weil er lebensbedrohlich erkrankt ist und er kann es nicht bezahlen, dann stirbt er unter Umständen einfach. Zum Glück gibt es aber für solche Fälle den PPF (poor patients fond), der dann für die Behandlung bezahlt. Dieser Fond wird allerdings aus Spenden finanziert und wenn die versiegen, dann haben solche Patienten vielleicht keine Chance. Daher an dieser Stelle nochmal der Aufruf zu spenden. Die Ktnr. findet Ihr auf der Seite unter dem Reiter Ndolage. 5 Euro sind hier etwa 10.000 tansanische Schilling. Damit kann man 5 Tage/Nächte auf der Normalstation bezahlen (ohne Medikamente). Nur, damit man mal eine Vorstellung hat, was man hier mit 5 Euro bewirken kann. Es sind so viele Dinge hier, die wir zu Hause als völlig selbstverständlich ansehen, die hier aber alles andere als das sind.
Insgesamt hat das Krankenhaus hier aber schon einen sehr guten Ruf. Man könnte allerdings viel mehr erreichen, wenn die Technik zum Beispiel nicht so veraltet wäre. Wenn irgendjemand von Euch also ein Ultraschallgerät herumstehen hat und es nicht mehr braucht, lasst es uns wissen. Das Ding hier hat nicht mal Farbe (keine Ahnung was das genau bedeutet, hat Julija gesagt :-)).
Über zu wenig Arbeit kann ich mich widererwarten auch nicht beschweren. Hier mal ein kaputter PC, da mal eine Frage, wie man etwas besser machen kann. Dann kam dem Finanzdirektor der Gedanke, dass er doch auch durch das Netz auf die Acounting-Daten seiner Angestellten zugreifen könnte. Ich habe ihm erklärt, dass das kein Problem sei und er war ganz happy. Des Weiteren kann ich demnächst auch PC Kurse geben. Ein Arzt hat mir da sein Leid geklagt, dass man doch so viel mit den PCs machen könnte, aber keiner wüsste, wie. Er fragt jetzt das Interesse unter den Kollegen ab und ich mach dann eine kleine Schulung. Das wird ein Spaß. :-) Mit ein bisschen Improvisation kriegen wir das aber schon gestemmt.
Wir haben uns übrigens auch eine Haushaltshilfe eingestellt. Annett kocht jetzt täglich für uns, kauft ein und macht zweimal in den 4 Wochen die Bude sauber. Nicht schlecht, oder? Ich muss von ihr unbedingt noch das Rezept für ein bestimmtes afrikanisches Gericht bekommen, damit wir das zu Hause nachkochen können. Ich nenns mal "Fleisch im Teigmantel". Ist superlecker und das wird's auch heute Abend geben.

 

Ndolage, erste Eindrücke

Hier kommt, wie versprochen, der detaillierte Bericht unserer Reise nach Ndolage. Ali (unser Fahrer/Guide) hatte uns Fahrkarten für den Bus nach Bukoba besorgt. Dieser sollte eigentlich um 11 Uhr abfahren. Wir waren pünktlich um 10:30 Uhr an der Bushaltestelle. Diese allein war schon ziemlich chaotisch. Aber wir haben ziemlich schnell ein ruhiges Plätzchen zum warten gefunden, denn der Bus sollte "etwas" später kommen. Letztlich abgefahren sind wir dann um 14:30 Uhr. Afrikanische Pünktlichkeit. :-) Der Bus war dann ein ziemliches Abenteuer. Eigentlich haben nur noch die Hühner im Gepäcknetz gefehlt, ansonsten war alles filmreif. Der Boden mehrfach mit Metallplatten geflickt, die Schweißnähte haben entsprechend geknarrt, kleine Löcher im Boden, eine zusätzliche Säule im Eingangsbereich zur Verstärkung, am Amaturenbrett funktionierte nichts.....alles was dem deutschen TÜV die Tränen in die Augen treiben würde. Nach 7 Stunden Fahrt inkl. 1 Stunde an der Grenze sind wir schließlich aber heile und unversehrt in Bukoba/Tansania angekommen. Dort haben wir uns mit dem Taxi ins Hotel bringen lassen.
Am nächsten Tag ging es dann wiederum mit einem Taxi weiter nach Ndolage. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir mit der Erwartung an, dass trotz mehrfachem e-mail Kontakt keiner über unser Kommen Bescheid weiß. Dem war dann auch so. Eine Schwester hat uns empfangen und uns erstmal zum Finanzdirektor gebracht. Dieser war sichtlich erleichtert, als wir ihm sagten, dass wir Kontakt zu Dr. Beier haben und zum Arbeiten hier sind. Dann ging alles auch schon ziemlich schnell. Ca. eine Stunde später standen wir in unserer Unterkunft, einem ziemlich geräumigen Ein-Familien-Haus. Nachdem wir uns häuslich etwas eingerichtet hatten, haben wir uns zunächst ein wenig herumführen lassen. Dennis, der IT-Spezialist des Dorfes, führte uns etwas im Krankenhaus herum und zeigte uns auch das Internet-Cafe. Von 17 bis 20 Uhr kann man dort über eine Satelliten-Verbindung im Netz stöbern. Die Verbindung als solche ist OK, nur die Computer dort sind schon "etwas" betagter. Da ich unser Netbook allerdings auch ans Netz klemmen kann, haben wir zumindest aber nicht dieses Problem. :-)
Schließlich haben wir auch den Chefarzt, Dr. Unesmo kennengelernt. Ein sehr zuvorkommender, freundlicher Mann, der allerdings immer sehr beschäftigt ist. Dann haben wir uns mit einem der dänischen Ärzte getroffen und uns ein Bild von der Lage gemacht. Julija's Aufgabe in den nächsten vier Wochen war ziemlich schnell gefunden: Sonografie. So wie es aussieht, kann sie hier noch etwas unterstützen. Man wird sehen. Für mich war der Job auch ziemlich schnell gefunden: Computer und Netzwerke. Ich war  ziemlich erleichtert, dass ich nicht nur doof in der Ecke sitzen muss. Das Internet-Cafe benötigt etwas Unterstützung in Sachen Know How und voraussichtlich kann ich auch etwas Nachhilfe in Sachen Computer geben. Diese Info habe ich allerdings von Simone bekommen.
Simone absolviert ein freiwilliges Jahr hier in Ndolage und kommt ebenfalls aus Deutschland. Sie ist erst seit August hier, spricht aber schon fließend die Landessprache. Sehr beachtlich! Außerdem wird sie nach ihrer Zeit hier in Paderborn eine Hebammenausbildung anfangen. Sehr witzig, wie klein die Welt manchmal ist... Sie hat auch erzählt, dass es in Bukoba zwei dänische Freiwillige gibt, die computertechnisch dort unterwegs sind und evtl. auch Hilfe benötigen können. Wir werden sehen.
Viel spannender waren allerdings die Erzählungen von Hendrik (dem dänischen Doktor). Zu Hause habe ich erzählt, dass es hier keine Beatmungsmaschine gibt und die Patienten im Schichtdienst von Hand beatmet werden müssen. Das stimmt so nicht. Es gibt tatsächlich kein Beatmungsgerät, aber wenn die Patienten über einen längeren Zeitpunkt beatmet werden müssen, müssen sie sterben. Der "längere Zeitraum" wurde nicht näher spezifiert, ich glaube aber nicht, dass das länger als eine Stunde sein wird. Das ist die bittere Realität hier. Auch die Umstände, unter denen operiert wird, sind alles andere als toll. Ich habe ja keine Ahnung von modernen OP-Sälen, aber beim Blick in einen der Räume war mir ziemlich schnell klar, dass ich dort nicht liegen möchte.
Mit den neuen Erkenntnissen sind wir dann mit gemischten Gefühlen wieder nach Hause getrottet. Zum einen sind wir froh, hier zumindest einen kleinen Beitrag leisten zu können, zum anderen betrübt aber auch die Gewissheit, dass man hier allenfalls Basismedizin betreiben kann. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, was in den nächsten Wochen auf uns zukommt.

 

Ankunft in Ndolage

Gestern ging es mit dem Bus von Kampala nach Bukoba. Das war schon abenteuerlich sag ich Euch! Aber das schreiben wir später nochmal detaillierter. Wir wollten Euch nur wissen lassen, dass wir heile angekommen sind und dass das Internet gar nicht so schlecht ist hier wie befürchtet. Ihr werdet also häufiger von uns lesen.
Bis neulich!

 

Fotos vom Rafting auf dem Zambezi

Wir haben per Mail soeben die Bilder von unser Rafting-Tour auf dem Zambezi bekommen (vielen Dank an die Silvia!). Die wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten. Schaut mal unter den Fotos unter "Windhoek - Livingstone" und dann "Rafting auf dem Zambezi" nach. Mich (Stefan) kann man leicht erkennen: Der mit dem goldenen Helm. :-) Julija sitzt als Vorletzte hinten rechts und hat ein weißes Shirt an. Viel Spaß!

 

Virunga-Vulkane

Der Tag nach den Gorillas begann wieder sehr früh - Aufstehen um 5 Uhr. Nach einigen Überlegungen haben wir uns entschlossen, den größten der ugandischen und mittlerweile inaktiven Vulkane zu erklimmen bzw. es wenigstens zu versuchen. Der Muhabura ist 4137 m (!!!) hoch und gehört zu den Virunga-Vulkanen im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und der demokratischen Republik Kongo (näheres unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Virunga-Vulkane). Der Name Muhabura bedeutet so etwas wie "Tor". Da man ihn von überall her sehen kann, benutzten ihn die Menschen früher als Orientierungshilfe z.B. auf dem Weg nach Ruanda.
Mit unserem Fahrer Ali fuhren wir also gegen 6 Uhr morgens los. Gegen etwa 7 Uhr erreichten wir das Camp auf etwa 2300 m Höhe. Allein um dorthin zu kommen war schon ein kleiner Marsch nötig. Dort wartete schon unser Träger, der netterweise den mit ca. 6 Liter Wasser beladenen Rucksack für uns übernahm. Um halb acht ging es dann endgültig los. Die Truppe bestand neben uns Beiden aus Guide, Träger und einem bewaffneten Wachmann, der uns die wilden Tiere, vor allem Büffel, vom Hals halten sollte. Um ehrlich zu sein, habe ich aber kein einziges Tierchen gesehen. Entweder weil ich zu sehr mit der Strecke beschäftigt war, wohl aber eher, weil kein Vieh so blöde ist, freiwillig auf einen 4000 m hohen Vulkan zu steigen... Auf so verrückte Ideen kommen eben nur Mzungos.
Egal, ca. 2000 Höhenmeter galt es jedenfalls auf einer Strecke von 6 km zu überwinden. Während des Anstieges durchliefen wir verschiedene Vegetationszonen. Zunächst stapften wir durch tropischen Regenwald, bis nach ca. 1,5 Std. stetigen Steigens mit halbstündigen Trinkpausen die erste Hütte auf 3116 m erreicht war. Hier wurden wir mit einer bombastischen Aussicht belohnt. Zu unseren Füßen das große, grüne, weite Tal mit seinen sanften Hügeln, umgeben von den beiden anderen Vulkanen auf ugandischer Seite, dem 3-gipfligen Sabinyo (3634 m) und dem Gahinga (3474 m). Soweit so gut! Die nächsten 1000 Höhenmeter sollten allerdings knackiger werden. Mit deutlich weniger Vegetation, kühleren Temperaturen und deutlich steiler ging es weiter bergauf, bergauf und ... immer weiter bergauf. Teils treppenartig, teils über Holzleitern arbeiteten wir uns weiter nach oben. Erschwert wurde das Vorankommen durch die immer "dünner" werdende Luft, die immer müder werdenden Beine und den Matsch, verursacht durch die vorangegangenen Regentage. Auch die Aussicht entschädigte inzwischen nicht mehr für die Strapazen, denn die Wolken bzw. der Nebel hatten uns eingeholt. Auf die leise Nachfrage, wie lange es denn etwa noch zum Gipfel dauern würde, erhielten wir die entmutigende Prognose: noch 2,5 - 3 Std. Kurze Gedanken von Aufgabe streiften unser Hirn, aber frei nach dem Motto: "Der Berg darf nicht gewinnen!" ging es immer weiter.
Endlich, nach mittlerweile 4 Std., tauchte die Hütte auf 3855 m vor uns aus dem Nebel auf. Von hier waren es nun nur noch ca. 300 Höhenmeter. Das sollte wohl auch noch irgendwie zu schaffen sein! Nochmal wurde reichlich getrunken und ein bißchen gegessen, bevor wir zum großen Finale aufbrachen. Auch wenn sich 300 Höhenmeter nach nicht viel anhören, kostete es uns weitere 1,5 Std. bis wir endlich den Gipfel erreichten. Auf dem Plateau des Muhabura erwartete uns dann ein kleiner Kratersee - furchtbar kalt, aber sehr schön anzusehen. Das Plateau des Vulkans markiert auch gleichzeitig die Grenzlienie zwischen Uganda und Ruanda. In den Kongo kann bzw. könnte man von dort aus auch sehen. Kurz nach unserer Ankunft zog allerdings eine dicke Nebelwand ein, so dass kurzfristig selbst der See schwer zu erkennen war, von Aussicht mal gar nicht zu reden. Trotz T-Shirt, Fleece und Regenjacke wurde es auch recht schnell sehr kühl, so dass wir uns nach nur ca. 15-20 min. schon wieder an den Abstieg machten.
Was die Beine hergaben, kraxelten wir nun den ganzen mühsam erarbeiteten Weg wieder bergab.
Nach "nur" 3 Std. und wie Feuer brennenden Oberschenkeln erreichten wir ziemlich fix und foxi das Basiscamp. Insgesamt 9,5 Std., 6 Liter Wasser, gefühlte 10 Liter Schweiß und eine Tüte M&M's :-) hatte uns das Unternehmen gekostet. Die Aussage des Guide, das nur 40% überhaupt den Gipfel erreichen, macht dann aber schon ein bißchen stolz. Außerdem haben wir jetzt eine gute Vorbereitung für den Kilimanjaro (5895 m) anfang Februar. Für den höchsten Berg Afrikas lassen wir uns dann aber 6 Tage Zeit.

 
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